Und es hat “Click” gemacht. Wieder einmal. Nachdem unser Gründer Daniel in dem Bestseller “Darm mit Charme” erfahren hat, dass wir alle falsch auf die Toilette gehen und beim Stuhlgang besser hocken sollten, war das für ihn eine echte Offenbarung und der Initialauslöser für die Entwicklung des stuul Toilettenhockers. Dann gab es einen weiteren Aha-Moment, als er im Rahmen seiner “Stuul-Aktivitäten” erfuhr, dass wir uns nach dem Stuhlgang auch alle falsch reinigen. Wasser ist viel gründlicher und hygienischer als Toilettenpapier und auch besser für die Umwelt. Also haben wir die Podusche von Bidetlity in unser Sortiment aufgenommen. Und nun gab es vor kurzem wieder so einen Moment der Erkenntnis: Es geht um die monatliche Menstruation und auch hier scheinen die meisten Frauen leider etwas grundlegend falsch zu machen.
Um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen, hat Daniel Janina Breitling zum Interview eingeladen, die mit ihrem Start-up nookees sehr erfolgreich eine sehr clevere Alternative zu Binden und Tampons aus der Drogerie vertreibt - wiederverwendbar, aus Bio-Baumwolle und mit Click-Verschluß.
Daniel:
Hallo Janina, ich bin absolut begeistert von deinen nookees. Nicht nur, dass ihr vielen Frauen eine echte Erleichterung bietet, ihr legt auch großen Wert auf das Thema Nachhaltigkeit und habt daraus ein wirklich überzeugendes Geschäftsmodell entwickelt. Aber stell dich doch zuerst unseren Lesern kurz vor.
Janina:
Wir beide kennen uns ja schon ein bisschen länger, weil ich mit einem deiner besten Freunde vor vielen Jahren beim Fernsehen gearbeitet habe. Und da fängt die Geschichte von nookees auch schon fast an. Fast. 2016 habe ich meinen Job beim TV gekündigt und bin mit meinem damals fünfjährigen Sohn Max auf Weltreise gegangen. Geplant war ein Jahr, bis er in die Schule kommt – daraus geworden sind sechs. Auf der Reise habe ich sehr erfolgreich einen Blog, einen Podcast und ein Buch über unsere Reise publiziert. Und unterwegs waschbare Menstruationsbinden benutzt. Die haben aber nicht funktioniert und so kam mir die Idee zu nookees.
Daniel:
Was ist nookees denn überhaupt und wie bist du darauf gekommen? Ich dachte, du bist Journalistin?
Janina:
Ja, genau. Und am Anfang hatte ich auch keine Ahnung, wie ich so ein Produkt und so ein Unternehmen entwickeln kann. Aber ich hatte ein Problem und das wollte ich lösen. Diese Binden, die ich unterwegs benutzt habe, sind mir immer verrutscht und die bestanden letztendlich auch aus Kunststoffen, die Chemikalien enthalten. Und als ich nach einer Alternative gesucht habe, habe ich einfach nichts Passendes gefunden. In vielen Foren habe ich gelesen, dass es anderen Frauen auch so geht.
Dann habe ich überlegt: Wie würde das perfekte Menstruationsprodukt aussehen, das gut für mich als Frau und gleichzeitig auch gut für die Umwelt ist? So kam ich auf die Idee einer Binden-Unterhosen-Kombination, also einer Binde, die in die Hose reingeclickt wird. So kann sie nicht verrutschen (wie meine anderen Binden), aber auch schnell gewechselt werden (nicht so wie Period Panties, die man den ganzen Tag tragen kann und soll). Das war der Start. Dann habe ich mich in ökologische Materialien eingefuchst und faire Produktion.
So richtig from scratch saß ich an meinem Küchentisch, schrieb E-Mails mit Stofflieferanten hin und her und hatte verschiedene Muster auf dem Tisch liegen, um mit einer Plastikspritze die Saugfähigkeit zu testen. Dann bin ich mit meiner Idee zu verschiedenen kleinen Schneidereien gefahren (wir haben zu der Zeit in Indonesien gelebt) und habe mit ihnen nookees entwickelt.
Daniel
Was ist jetzt der große Unterschied zu Artikeln, die wir so kennen wie Tampons und Co.?
Janina:
Erstmal sind nookees wieder verwendbar, das heißt, sie vermeiden mega viel Müll. Überleg mal, wie viele Menschen auf der Welt ihre Tage haben, und Müll damit produzieren. Das ist einfach crazy. Und dann sind in nookees keinerlei Chemikalien.
Du hast vielleicht die große Studie gesehen, die vor ein paar Wochen rausgekommen ist, in der giftige Metalle in Tampons nachgewiesen wurden. Und das kannst Du direkt mal auf alle Perioden Produkte ausweiten, selbst auf die, die angeblich „bio“ sind. Da ist nämlich auch oft ziemlich viel Gift drin. nookees hingegen bestehen nur aus hochgradig zertifizierten Stoffen. Deswegen können sie auch bei 60°C mega hygienisch heiß gewaschen werden.
Ich mache immer Witze, dass man selbst die nookees Verpackung essen könnte, weil alles so penibel von mir ausgesucht und auf Öko getestet wurde. Außerdem sehen sie noch super aus und sollen Frauen wieder ein gutes Gefühl bei ihrer Menstruation geben.
Daniel:
Aber du hast ja nicht nur das Start-Up, sondern auch eine Stiftung gegründet. Warum?
Janina:
Ich kannte das Thema Menstruation lange Zeit auch nur als „Leidensgenossin“ und war mega genervt von der ganzen Sache. Bis ich mich dann näher damit beschäftigt habe, weil ich ja nookees entwickelt habe. Und da sind mir nicht nur die schrecklichen Menstruationsprodukte mit Giftstoffen etc. aufgefallen, sondern auch etwas, das sich „Period Poverty“ nennt.
Es gibt 800 Millionen Menschen auf der Welt, die gleichzeitig menstruieren. Also, gerade jetzt, in diesem Moment. Auf die Weltbevölkerung bezogen, sind 800 Millionen Frauen gleichzeitig von der Menstruation betroffen. Davon haben aber 500 Millionen Frauen und Mädchen keinen Zugang zu Menstruationsprodukten, zu Aufklärung über das Thema oder zu funktionierenden sanitären Anlagen. Als ich das gelesen habe, bin ich regelrecht ausgeflippt. Junge Mädchen können deshalb nicht zur Schule gehen, weil ohne Binden das Blut durch die Kleidung läuft. Sie versuchen dann, Blätter oder Lehm in die Unterhose zu stopfen, was natürlich nicht funktioniert. Also bleiben sie zu Hause. Viele Frauen werden während ihrer Menstruation sogar aus dem Haus verbannt. In Nepal zum Beispiel müssen sie in kleinen Ställen außerhalb des Dorfes sitzen, bis ihre Menstruation vorbei ist. Oft werden die Frauen dort vergewaltigt oder sterben sogar an Schlangenbissen. 2024 und während wir hier sprechen, sitzt irgendwo in Nepal eine Frau in einer Art Hundehütte. Weil sie ihre Tage hat! Ist das nicht verrückt?
Dagegen möchte ich etwas tun und habe von Anfang an einen Teil des Erlöses an Projekte gespendet, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Daraus ist mittlerweile die nookees Foundation entstanden, über die ich aktuell drei Projekte in Nepal, Uganda und Südafrika unterstütze. Jeder Verkauf von nookees geht zu einem Teil direkt in diese Projekte.
Daniel:
Wow! Das wusste ich alles nicht. Aber klar. Regelmäßige Blutungen im Intimbereich führen natürlich zu einer gesellschaftlichen Stigmatisierung und zu individuellen Problemen, damit umzugehen. Das ist wieder so ein Thema, das nur Frauen betrifft, das aber einfach lange Zeit aus der öffentlichen Diskussion ausgeklammert und damit tabuisiert wurde. Wirklich toll, dass Du dem eine Stimme gibst. Gibt es Unterschiede zwischen den Ländern, in denen Du verkaufst, was das Bewusstsein und das Wissen für das Thema angeht?
Janina:
Das Thema Period Poverty hat hier noch niemand so richtig auf dem Schirm, deshalb bin ich auf allen Kanälen laut und spreche darüber. Spannend ist auch das Thema Chemikalien in den Produkten: Die Kundinnen aus den USA reißen mir die nookees fast aus den Händen, und der Grund ist verständlich. Vor ein paar Jahren kamen die Period Panties auf den Markt und wurden krass gefeiert.
Aber auch die funktionieren nur mit Chemikalien und Kunststoffen, sonst könnte man eine vollgeblutete Unterhose ja nicht (wie beworben) den ganzen Tag tragen, ohne dass sich Bakterien bilden, es anfängt zu stinken und durchläuft. 2022 wurden PFAS* (Perfluoralkyl- und Polyfluoralkyl-Stoffe) in der größten amerikanischen Marke für Period Panties gefunden. PFAS sind Chemikalien, die Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Unfruchtbarkeit und Krebs auslösen können. Der Hersteller kam vor Gericht, und seitdem haben die Frauen in Amerika ein ganz anderes Bewusstsein für Chemikalien in Menstruationsprodukten.
Weil nookees 100 % ohne das ganze Zeug auskommt, lieben sie dort meine Produkte. In Deutschland ist das leider noch nicht ganz so angekommen, und ich wundere mich immer wieder, was für Produkte die Menschen hier kaufen. Aber die Vorstellung, dass in New York, LA und San Francisco ganz viele nookees getragen werden, ist schon ziemlich cooll!
Daniel:
Das ist der Wahnsinn! Dass Frauen auf der ganzen Welt deine Menstruationsunterwäsche tragen werden, hättest du dir wahrscheinlich nie träumen lassen, als du mit deinem Sohn 2016 die Reise angetreten hast. Genauso wenig wie ich mir gedacht hätte, dass ich einmal schicke Toilettenhocker für Erwachsene verkaufen würde.
Eine letzte Frage: Was rätst Du Frauen, die das Problem erkannt haben und jetzt von Tampons auf nookees umsteigen wollen? Gibt es so etwas wie eine Übergangsphase – vielleicht mit Binden aus der Drogerie – oder was würdest Du empfehlen, wenn man bzw. Frau ihre Menstruationsgewohnheiten so grundlegend ändern möchte?
Janina:
Binden aus der Drogerie würde ich wirklich niemandem mehr empfehlen, da sie oft Chemikalien enthalten und am Ende weggeworfen werden und die Umwelt belasten. Generell: Während der Menstruation versuchen, einen Gang zurückzuschalten, und vielleicht (wenn möglich) von zu Hause aus arbeiten. Und da dann ganz entspannt nookees benutzen, gucken, wie stark die Blutung ist, öfter mal die Binden wechseln, um da in einen guten Rhythmus zu kommen, und dann klappt das auch. Die ersten Tage ist es schon komisch, wenn alles rausläuft. Das war bei mir auch so. Aber dann wird es immer besser und am Ende fängt man wirklich an, seine Menstruation zu mögen und zu schätzen, wie toll es ist, so einen funktionierenden weiblichen, zyklischen Körper zu haben…
Daniel:
Das sind auf jeden Fall gute Ratschläge. Ich als Mann kann das natürlich überhaupt nicht beurteilen, aber es klingt vernünftig, in dieser Zeit etwas mehr auf seinen Körper zu hören und es etwas ruhiger angehen zu lassen.
Janina, es hat mich sehr gefreut und ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und alles Gute! Wir bleiben in engem Kontakt und ich bin schon sehr gespannt, wie die nookees-Geschichte weitergeht!
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MORE ÜBER UNSEREN INTERVIEW GAST
JANINA BREITLING, FOUNDER OF NOOKEES
Anmerkungen:
* Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), auch bekannt als „ewige Chemicalien“, wurden in verschiedenen Menstruationsprodukten wie Tampons, Binden, Menstruationsunterwäsche und mehr nachgewiesen. Diese Chemikalien werden mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, darunter verminderte Fruchtbarkeit, Bluthochdruck bei Schwangeren, erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten, Entwicklungsverzögerungen und niedriges Geburtsgewicht bei Kindern, hormonelle Störungen, hoher Cholesterinspiegel, verminderte Wirksamkeit des Immunsystems und mehr.
Quelle, u.a.: