Schwangerschaft und Stuhlgang. Das Thema ist unglaublich wichtig und hat so viele Facetten. Zum Beispiel sind hormonell bedingte Verstopfungen eine häufige Begleiterscheinung der Schwangerschaft. Aber auch Hämorrhoiden, von denen etwa die Hälfte aller Schwangeren betroffen ist. Auch in der Zeit nach der Geburt ist der Stuhlgang ein besonders sensibles und emotionales Thema.

Über dieses Thema hat sich unser Gründer Daniel mit der renommierten und erfahrenen Hebamme Sissi Rasche im folgenden Interview etwas ausführlicher unterhalten und dabei viele neue und sehr interessante Erkenntnisse gewonnen.

Sissi ist freiberufliche Hebamme in Berlin, Podcasterin, Content Creator und selbst Mutter von vier Kindern. Seit 17 Jahren begleitet sie mit Herz und Leidenschaft Familien durch Schwangerschaft, Wochenbett und Geburt - sowohl als Beleghebamme als auch in der Hausgeburtshilfe. Über ihre Social-Media-Kanäle und Podcast-Formate gibt sie ihre Erfahrungen und ihr Fachwissen weiter, um noch mehr Familien zu erreichen, ihnen hilfreiche Tipps zu geben und Raum für ehrliche Gespräche rund ums Elternsein und -werden zu schaffen.

Daniel: Liebe Sissi, ich freue mich sehr, Dich für unseren Toilettenhocker-Blog zu diesem wichtigen Thema interviewen zu dürfen! Kannst Du uns verraten, mit welchen Problemen Schwangere beim täglichen Stuhlgang konfrontiert sind und in welchen Phasen der Schwangerschaft welche Beschwerden typischerweise auftreten und was die jeweiligen Ursachen dafür sind?

Sissi: Ja, das ist wirklich ein wichtiges Thema – und eines, über das leider viel zu selten gesprochen wird. Dabei betrifft es so viele Schwangere und kann im Alltag ganz schön belastend sein.

Tatsächlich verändert sich der Stuhlgang in der Schwangerschaft oft deutlich – und das in verschiedenen Phasen. Schon ganz zu Beginn sorgt das Hormon Progesteron dafür, dass sich die Muskulatur im Körper entspannt – auch die des Verdauungstrakts. Das kann die Verdauung verlangsamen und zu Verstopfung führen. Wenn dann noch Übelkeit, Erbrechen oder eine geringere Flüssigkeitsaufnahme dazukommen, verstärken sich diese Beschwerden häufig noch.

Im Laufe der Schwangerschaft kommen weitere Faktoren hinzu: Die Gebärmutter wächst, es wird enger im Bauchraum, und der Darm hat weniger Platz – vor allem im zweiten und dritten Trimester kann das die Verdauung zusätzlich erschweren. Auch Eisenpräparate, die viele Schwangere einnehmen, können den Stuhl fester machen und unangenehme Beschwerden verstärken.

Wichtig finde ich: Nicht einfach still leiden oder nur kurzfristig die Symptome behandeln – sondern möglichst früh etwas tun. Denn wenn aus der Verstopfung dann Hämorrhoiden entstehen, ist das doppelt unangenehm und häufig vermeidbar. Es lohnt sich also, frühzeitig hinzuschauen und sanft gegenzusteuern.

Daniel: Ja klar, das würde sich auf jeden Fall lohnen. Ich hätte nicht gedacht, dass das Problem derart vielfältig und facettenreich ist. Aber das ist ja noch nicht alles. Oft haben Frauen auch nach der Geburt noch ein echtes Problem mit dem Stuhlgang. Viele haben regelrecht Angst vor dem ersten Mal. Kannst du uns erklären, um welche Probleme es sich dabei handelt und was die Gründe dafür sind?

Sissi: Das ist leider wahr. Auch nach der Geburt kann der Stuhlgang für viele Frauen eine echte Herausforderung darstellen – besonders beim ersten Mal. Nach einer vaginalen Geburt, insbesondere wenn es zu einem Dammriss oder -schnitt gekommen ist, verspüren viele Frauen Unsicherheit oder sogar Angst. Die Sorge, dass sich die Naht lösen könnte, ist weit verbreitet – glücklicherweise aber in den meisten Fällen unbegründet. Eine korrekt versorgte Dammnaht ist stabil. Auch wenn es ziepen oder unangenehm sein kann, passiert in der Regel nichts.

Hilfreich kann es sein, während des Stuhlgangs mit einer weichen Vorlage leichten Gegendruck auf den Damm auszuüben – das vermittelt vielen Frauen mehr Sicherheit. Zusätzlich wirken sich hormonelle Veränderungen, bestimmte Schmerzmittel und eine zurückhaltende Körperhaltung aus Angst vor Schmerzen auf die Verdauung aus. All das kann die Darmtätigkeit verlangsamen.

Eine aufrechte, entspannte Sitzposition mit leicht erhöhtem Fußstand – beispielsweise mithilfe eines Toilettenhockers – kann den Stuhlgang deutlich erleichtern. Mindestens genauso wichtig ist Ruhe. Im Wochenbett ist das zwar oft leichter gesagt als getan, aber wenn jemand für einen Moment das Baby übernimmt, entsteht Raum, um sich in Ruhe auf den eigenen Körper zu konzentrieren, ohne Zeitdruck oder Anspannung.

Daniel: Das kann ich sogar als Mann gut nachempfinden. Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen vaginalen Geburten und Kaiserschnitten, bezüglich der Probleme mit dem Stuhlgang nach der Geburt geht? Wie können sich die verschiedenen Geburtsmethoden auf die Darmfunktion auswirken?

Sissi: Beide Geburtsmodi können Probleme verursachen. Wichtig ist, hier Ängsten gut vorzubeugen und das Thema zu enttabuisieren.

Wie bereits eben beschrieben, kann nach einer vaginalen Geburt das Gefühl von Unsicherheit dazu führen, dass Frauen den Stuhlgang unbewusst hinauszögern, insbesondere wenn es zu einem Dammriss oder -schnitt gekommen ist.

Nach einem Kaiserschnitt wiederum sind es oft andere Faktoren, die eine Rolle spielen. Die Operation selbst, die Gabe von Schmerzmitteln und eine anfänglich eingeschränkte Mobilität können die Darmtätigkeit verlangsamen. Häufig klagen Frauen über ein aufgeblähtes Gefühl oder Verstopfung. Hier ist es besonders wichtig, frühzeitig aufzustehen und sich vorsichtig zu bewegen, um die Darmtätigkeit anzuregen. Auch das Spannungsgefühl rund um die Narbe kann dazu führen, dass die Bauchmuskulatur unbewusst geschont wird, was den Stuhlgang zusätzlich erschwert.

Daniel: Welche präventiven Maßnahmen können werdende Mütter ergreifen, um Stuhlgangproblemen während und nach der Schwangerschaft vorzubeugen? Gibt es spezifische Empfehlungen hinsichtlich Ernährung, Bewegung oder anderer Lebensgewohnheiten?

Sissi: Ja, es gibt tatsächlich eine Reihe von Möglichkeiten, wie werdende Mütter ihre Verdauung während der Schwangerschaft und auch im Wochenbett gezielt unterstützen können. Oft sind es kleine, bewusste Veränderungen im Alltag, die schon eine große Wirkung zeigen.

Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung – zum Beispiel mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, viel Gemüse und frischem Obst – ist eine gute Grundlage. Genauso wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Zwei bis drei Liter Wasser oder ungesüßter Tee am Tag helfen dabei, den Stuhl geschmeidig zu halten. Das ist vor allem dann entscheidend, wenn ballaststoffreich gegessen wird – denn Ballaststoffe können nur mit ausreichend Flüssigkeit richtig wirken.

Bewegung spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Schon regelmäßige Spaziergänge oder sanfte Aktivitäten wie Schwimmen können die Darmtätigkeit anregen. Beim Schwimmen kommt zusätzlich der entlastende Effekt für den Beckenboden hinzu, was das Risiko für Beschwerden wie Hämorrhoiden senken kann.

Auch eine entspannte Toilettensituation ist hilfreich: ausreichend Zeit, eine aufrechte Haltung mit leicht erhöhtem Fußstand – etwa mithilfe eines kleinen Hockers – und eine ruhige Atmosphäre unterstützen den natürlichen Reflex.

Nach der Geburt gilt: behutsam wieder in Bewegung kommen, ohne sich zu überfordern. Frühzeitiges, sanftes Mobilisieren, gezielte Beckenbodenübungen und die oben genannten Tipps zur Ernährung helfen dem Körper, wieder ins Gleichgewicht zu finden. Und auch im Wochenbett lohnt es sich, auch auf die ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten – sie gerät im neuen Alltag mit Baby oft schnell in den Hintergrund.

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Daniel: Welche Tipps kannst du Frauen geben, die während der Schwangerschaft Probleme mit dem Stuhlgang haben? Welche Rolle spielen speziell Toilettenhocker während der Schwangerschaft?

Sissi: Ein wirklich hilfreicher Tipp ist die richtige Sitzposition auf der Toilette. In den meisten westlichen Toiletten sitzen wir in einer eher aufrechten Position, die nicht optimal für die Darmentleerung ist. Ein Toilettenhocker, den man unter die Füße stellt, kann hier Abhilfe schaffen. Er hebt die Beine an und bringt den Körper in eine natürliche „Kauern“-Position, wodurch der Winkel im Rektum geöffnet wird. Diese Position fördert eine leichtere Entleerung, da der Druck auf das Rektum verringert wird, was auch das Risiko für Hämorrhoiden senken kann.

Bei Verstopfung und Hämorrhoiden können auch Hausmittel wie Flohsamenschalen oder Leinsamen helfen, die Verdauung zu unterstützen und den Stuhl weicher zu machen. Pflaumen und Pflaumensaft wirken ebenfalls abführend und können bei gelegentlicher Verstopfung hilfreich sein.

Zusätzlich sollte bei der Einnahme von Eisenpräparaten auf eine gute Bioverfügbarkeit und die Einnahme mit Vitamin C geachtet werden, um Verstopfung zu vermeiden.

Daniel: Das freut mich, dass wir mit unserem Toilettenhocker in dieser Phase wirklich unterstützen können. Letzte Frage: Welche Tipps kannst du speziell Frauen geben, die in den Wochen oder Monaten nach der Schwangerschaft Probleme mit dem Stuhlgang haben? Welche Unterstützung bieten Toilettenhocker in dieser Phase?

Sissi: Viele der bewährten Maßnahmen aus der Schwangerschaft bleiben auch in der Zeit nach der Geburt hilfreich – vor allem, wenn der Stuhlgang weiterhin Beschwerden bereitet. Sanfte Bewegung, etwa Spaziergänge, angepasste Yogaübungen oder die Rückbildungsgymnastik, regen die Darmtätigkeit an und stärken gleichzeitig den Beckenboden.

Toilettenhocker können in dieser Phase ebenfalls eine wertvolle Unterstützung sein. Durch die angepasste Sitzposition wird der Enddarm begradigt, was den Stuhlgang erleichtert und gleichzeitig den Druck im Beckenboden verringert – besonders wohltuend nach einer vaginalen Geburt, bei einem Dammriss oder -schnitt.

Wichtig ist, sich für den Toilettengang ausreichend Zeit zu nehmen. Eine entspannte Atmosphäre, ruhiges Atmen und möglichst wenig Ablenkung helfen dem Körper, sich auf die natürliche Entleerung einzulassen. Wenn das Baby in dieser Zeit kurz von einer anderen Person betreut wird, kann das zusätzlich entlasten und Stress reduzieren.

Zur sanften Pflege bei Hämorrhoiden oder Reizungen im Analbereich kann eine Po-Dusche mit Calendula-Essenz oder ein beruhigendes Sitzbad – beispielsweise nach der Rezeptur von Ingeborg Stadelmann – wohltuend wirken und die Heilung unterstützen.

Ergänzend können auch Hausmittel helfen, die Verdauung zu regulieren: Flohsamenschalen quellen im Darm auf und regen durch ihr Volumen die Darmtätigkeit an. Wichtig ist hier eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr – sonst können sie gegenteilig wirken. Auch warme Getränke auf nüchternen Magen, wie ein ungesüßter Kräutertee direkt nach dem Aufstehen, können die Darmperistaltik anregen.

Sollten die Beschwerden dennoch länger anhalten oder sich verstärken, ist es sinnvoll, Rücksprache mit der/dem Gynäkolog*in oder der Hebamme zu halten. In Rücksprache mit Fachpersonen können dann auch sanfte, medikamentöse Hilfen in Erwägung gezogen werden.

Daniel: Wow, das war so ein informatives und interessantes Interview. Ich denke, dass es für viele werdende Mütter eine sehr wichtige Grundlage sein kann, um eine möglichst angenehme Schwangerschaft zu erleben und sich voll und ganz auf das Baby freuen zu können.

Vielen Dank für diesen wirklich wertvollen Beitrag!

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MEHR ÜBER UNSERE INTERVIEW PARTNERIN
SISSI RASCHE, HEBAMME, PODCASTERIN, INFLUENCERIN

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